Statt „Gehen-am-Stock“ nun zusätzlich Krafttraining für den Einsatz

Die Feuerwehr Bad Soden-Salmünster setzt vermehrt auf Muskelkraft. Dazu gibt es verschiedene Fitnessprogramme für die Einsatzkräfte, die daran teilnehmen. Eingesetzt werden die sogenannten Kraftmeier bislang vor allem bei kleineren technischen Hilfeleistungen, wie „Droht Baum zu stürzen“.

Die Idee kam zufällig bei einer Trainings-Einheit der Feuerwehr-Sportgruppe „Gehen-am-Stock“, die sich regelmäßig in und um Bad Soden-Salmünster zu „Nordic-Walking“-Touren trifft. Bei einer Waldtour kamen sie an einem Baum vorbei, der nach einem Sturm drohte, auf den Waldweg zu stürzen. Kurzerhand stützten die Einsatzkräfte den Baum mit Muskelkraft ab, bis die herbeigerufenen Forstbetriebe übernahmen.

Pressespiegel:

http://osthessen-news.de/n11527483/feuerwehr-krafttraining-um-künftig-bäume-zu-stützen.html

Das Hintergrundwissen dazu konnte Frank Seidl liefern, der die genaue Technik bei einem Japan-Besuch mit den Pfadfindern erlernte. In Baumschulen trainieren in Asien schon Kleinkinder diese Hilfe für die Bäume, anfangs natürlich mit Bonsai-Bäumen. Die Philosophie dahinter ist einfach: Bäume helfen den Menschen, frei zu atmen und zu wachsen. Also helfen die Menschen auch den Bäumen, wenn sie mal in Schieflage geraten. In einem Trainingscenter der Feuerwehr von Tokio, in dem auch Erdbeben-Trainings stattfinden, lernte Seidl die baumtheoretischen Grundlagen und auch, Gefahren einzuschätzen und sichere Griffe anzuwenden. Dabei gilt die Faustregel, dass bei einer Stammstärke von einem Bein zwei stützende Hände je Meter Baumlänge genügen, bei größeren Bäumen sind drei bis vier Hände notwendig. Für eine Höchstgrenze wenden die Japaner die „afrikanische Regel“ an: „Two elephant legs strong or one giraffe neck tall – hands blowin´ away“, was so viel heißt wie „Ist der Baum zu dick oder zu hoch, Hände weg“. Diese Grundtechniken wurden in einem Workshop mit einer Wald-Feuerwehreinheit verstärkt, bevor in einem Kulturpark das traditionelle Baumbondage für Stützhölzer eingeübt wurde.

Eigentlich hat Muskelkraft bei der Feuerwehr Bad Soden-Salmünster Tradition: Jährlich wurden Stadtmeisterschaften mit Tauziehen etc. bei der Feuerwehr abgehalten, um die stärkste Feuerwehr zu ermitteln.

In Bad Soden-Salmünster will man nun vermehrt wieder auf Muskelkraft setzen. Hintergrund dessen ist, dass die heutige Gesellschaft viel zu oft auf maschinelle Technik angewiesen ist und wir Grundfähigkeiten verlernen. Dabei ist die koordinierte Muskelkraft eine der herausragenden Fähigkeiten der Menschen. Maschinen sollen unterstützen. Doch nicht immer sind Maschinen zur Hilfeleistung vor Ort oder es dauert eine Zeit, bis diese dann in Stellung gebracht sind. Mit der Muskelkraft einer Mannschaft lässt sich beispielsweise ein normaler Personenkraftwagen schneller anheben als nach Aufbau der technischen, hydraulischen oder pneumatischen Geräte.

Geplant ist, dass nach erfolgten Trainings bald schon konkrete Muskelschauen stattfinden. Öl für den besonderen Glanz der Muskeln haben die Feuerwehrleute schon bei verschiedenen Einsätzen „Öl auf Straße“ gesammelt. Natürlich wird hier nur reines Bioöl verwendet.

Eingeladen hierzu sind alle Einsatzkräfte, die ihre Muskelkraft stärken und die eigene Körperkoordination trainieren wollen. Die technischen Geräte sollen keineswegs damit ersetzt werden, denn oftmals brauch man diese auf jeden Fall.

Mehr Informationen zur Feuerwehr Bad Soden-Salmünster unter www.feuerwehr-bss.de.