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2021 08 12 GNZ 1Die Gelnhäuser Neue Zeitung (GNZ) hat ein Interview mit dem neuen Stadtbrandinspektor Jens Bannert geführt, das am 12. August in der GNZ veröffentlicht wurde.

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Auszug aus der GNZ (Gute Ausrüstung und ein starkes Team (gnz.de) vom 12.08.2021:

 

Bad Soden-Salmünster (kor). Gewählt ist er bereits seit einiger Zeit. Nun muss er noch offiziell durch den Bürgermeister ernannt werden, was jedoch eine Formsache ist. Die Rede ist von Jens Bannert aus Salmünster, dem zukünftigen Stadtbrandinspektor von Bad Soden-Salmünster. Der Stadtbrandinspektor hat alle Führungslehrgänge vom Truppführerlehrgang bis zum Leiter einer Feuerwehr mit Erfolg durchlaufen, hat darüber hinaus notwendige fachliche Sonderlehrgänge absolviert. Der Hauptbrandmeister war zuletzt erster stellvertretender Stadtbrandinspektor. Burkhard Kornherr sprach mit ihm über seine zukünftigen Ziele, die Ausrichtung der Feuerwehr oder die Aufgaben, die er bewältigen muss.
 

Was hat Sie bewogen, für das Amt des Stadtbrandinspektors zu kandidieren?

Ich wurde 2014 als zweiter stellvertetender Stadtbrandinspektor gewählt und habe seitdem tatkräftig in dem Team an der Spitze mit Oliver Lüdde und Frank Widmayr sowie anfangs mit Andreas Wenzel mitgewirkt. Man kann sagen: In dieser Zeit bin ich sozusagen schrittweise zur Position des Stadtbrandinspektors aufgestiegen. Ich habe mich deshalb zur Wahl gestellt, weil es eine umfangreiche, zugleich aber interessante Aufgabe mit einem hervorragenden Team von mehr als 250 Kameraden ist.

Welche Voraussetzungen bringen Sie mit, um in diesem Amt erfolgreich zu sein?

Meine Stellvertreter und ich haben über die Jahre die notwendige Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule abgeschlossen. Wir erfüllen zudem auch die gesetzlichen Anforderungen: Danach muss man grundsätzlich körperlich und geistig geeignet sein für die jeweilige Ausbildung. Und: Letztendlich ist der Stadtbrandinspektor von den aktiven Feuerwehrkräften gewählt worden.

Ich möchte aber noch hinzufügen: Die drei Stadtbrandinspektoren an der Spitze der Feuerwehren der Stadt Bad Soden-Salmünster – Jens Bannert, Frank Widmayr und Frank Seidl – ergeben aus unserer Sicht eine geeignete Symbiose, um die Feuerwehren der Stadt erfolgreich zu leiten und zu vertreten.

Ist das Amt mit Familie und Beruf in Einklang zu bringen?

Grundsätzlich sind alle Ämter und Tätigkeiten bei der Feuerwehr sehr zeitaufwendig. Durch eine gute Struktur, gute technische Voraussetzungen, Unterstützung des Führungspersonals sowie der Stadtverwaltung kann man sie mit der Familie in Einklang bringen. Ich möchte aber ausdrücklich hinzufügen: Noch. Beruflich ist natürlich ein verständnisvoller Arbeitgeber von Vorteil. Dies ist bei mir der Fall und somit wird auch das Ehrenamt seitens des Arbeitgebers gefördert.

Was wollen Sie als erstes in Angriff nehmen?

Da sind zunächst die Aufgabe und Themen zu nennen, die aufgrund der Pandemie noch nicht abgeschlossen werden konnten. So werden wir unseren Fokus zunächst auf die laufenden Projekte wie Digitalfunk, Datenablage, Digitalisierung, Atemschutz oder etwa auch Fahrzeugbeschaffung legen, um nur die Wesentlichen zu nennen. Parallel dazu werden kontinuierlich die Hinweise der diesjährigen technischen Prüfung abgearbeitet und die Vorgaben gemäß des Bedarfs- und Entwicklungsplanes angestrebt oder umgesetzt. Hier geht es um Umbaumaßnahmen, hier geht es aber auch um Ausbildung und Anzahl der Wehrfrauen und Wehrmänner. Strukturelle Anpassungen wurden bereits vorgenommen. So ist beispielsweise die Vertretung der Fachbereiche Brandschutzzug, Atemschutz, technische Einsatzleitung, Stadtjugendfeuerwehrwart, Truppmannausbildung, Sicherheitsbeauftragter, Presse und Öffentlichkeit oder der Voraushelfer und der Hintergrunddienst geregelt. Ferner sind bereits die Aufgaben zwischen Stadtbrandinspektion und Stadtverwaltung neu geregelt worden, wobei vor allem einige Verwaltungsaufgaben mehr in Richtung Stadtverwaltung verlagert wurden.

Wie wirkt sich die Pandemie auf das Feuerwehrwesen aus?

Die Einsatzbereitschaft muss stets sichergestellt sein. Um dies zu gewährleisten, haben wir sehr früh alles Mögliche getan, um eine Einschleppung des Virus in die Feuerwehren möglichst zu minimieren. In einer eigenen Dienstanweisung von Bürgermeister und Stadtbrandinspektor ist genau das Verhalten im Einsatzfall, die Wiederaufnahme der Ausbildungs- und Übungstätigkeit oder auch in den Feuerwehrhäusern und bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr geregelt. Wir haben beispielsweise Desinfektionsmittel angeschafft, die Fahrzeugbesetzung minimiert oder auch die Übungen ausgesetzt sowie Treffen und Übungen der Kinder und Jugendwehr abgesetzt. Ich kann heute mit Freude feststellen: Es ist zu keiner Übertragung des Virus innerhalb der Feuerwehren gekommen. Bedauerlich war allerdings: Die Kameradschaftspflege sowie das Vereinsleben der Feuerwehrfördervereine musste leider auf ein Minimum reduziert werden.

Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger?

Die letzten Jahre haben wir als Team agiert und viele Entscheidungen gemeinsam getroffen. So wird es auch zukünftig sein. Für viele Projekte wurde in den vergangenen Jahren der Grundstein gelegt. Daher wird vieles im Sinne unserer Vorgänger fortgeführt und jene auch nach wie vor einbezogen. Im Übrigen gibt es hierzu den Bedarfs- und Entwicklungsplan, in welchem viele dieser Projekte skizziert sind.

Wo werden Sie ihre Akzente setzen?

Eine Feuerwehr ist aufgebaut wie ein mittelständiges Unternehmen. Dementsprechend versuchen wir klare Rollen in einer klaren Struktur zuzuweisen und eigenständiges Arbeiten zu ermöglichen. So erreichen wir eine höchstmögliche Effizienz. Ich lege Wert auf Verantwortung und Eigenständigkeit der Fachbereiche und des eingesetzten Führungspersonals. Dazu bedarf es dann meiner Meinung nach auch keiner größeren Kontrollmechanismen. Der Organisationsplan mit den Fachbereichen und den jeweiligen Verantwortlichen ist hierfür Grundlage.

Wie sind die umfangreichen Aufgaben der Wehren zu bewerkstelligen?

Das umfangreiche Aufgabenfeld ist mit einer gut ausgebildeten und gut ausgestatteten Wehr zu bewältigen. Grundsätzlich hat die Stadt Bad Soden Salmünster eine hervorragend ausgebildete Feuerwehr. Um dies auch in Zukunft zu gewährleisten, muss eine kontinuierliche Weiterbildung erfolgen. Dort wo Nachholbedarf besteht, etwa bei den Atemschutztauglichkeiten, wurden bereits Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet.

Viele Feuerwehren leiden unter dem Mangel an Einsatzkräften. Sind in Bad Soden-Salmünster und seinen Stadtteilen genügend Feuerwehrmänner und -frauen für den Einsatz vorhanden?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Festgehalten werden kann, dass in den acht Wehren der Stadt Bad Soden-Salmünster rund 250 Wehrfrauen und Wehrmänner im aktiven Feuerwehrdienst tätig sind. Allerdings: Tagsüber haben insbesondere kleinere Feuerwehren ein Problem mit der Tagesalarmsicherheit, da die Arbeitsstätten der Feuerwehrfrauen und -männer meist außerhalb des Heimatortes liegen. Dem wird durch die Anpassung der Alarm- und Ausrückeordnung entgegengewirkt, indem etwa mehrere Feuerwehren ausrücken. Erfreulicherweise sind einige Kameraden beruflich bei der Stadt angestellt, sodass sie im Einsatzfall zur Verfügung stehen. Aber: Wir freuen uns über jeden, der uns tatkräftig unterstützen möchte.

Wie sehen Sie die Entwicklung bei den Jugendwehren?

Leider haben die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr seid fast einem Jahr aufgrund der Pandemie geruht. Wir hoffen, dass wir zukünftig wieder viele interessierte Jugendliche gewinnen können. Diesbezüglich werden wir uns der Unterstützung der Fördervereine bedienen, um verschiedene Kampagnen zu starten.

Was benötigen Sie noch zur Verbesserung der technischen Ausstattung?

Der technischen Ausstattung sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Ich glaube aber, dass die Stadt Bad Soden-Salmünster mit zehn Löschfahrzeugen, fünf Mannschaftstransportfahrzeugen, einer Drehleiter, einem Bott, einem Gerätewagen, einem Einsatzleitwagen und einem Rüstwagen gut ausgestattet ist, um die Aufgaben bewältigen zu können. Weitere technische Gerätschaften, welche erforderlich sind, werden stets bereitgestellt. Größere Anschaffungen werden im Bedarfs- und Entwicklungsplan bewertet und anschließend im Haushaltsplan abgebildet, so wie etwa bei den zukünftigen Löschfahrzeugen von Katholisch Willenroth oder Alsberg.

Welche Bedeutung messen Sie den örtlichen Wehren zu?

Alle acht Ortsteilwehren haben den gleichen Stellenwert und die gleiche Priorität. Der Brandschutz muss bei allen sichergestellt sein. Dass die Arbeitslast ungleich ist, ergibt sich aus dem Einsatzaufkommen – sprich der personellen Besetzung. Dem wird aber durch Anpassung der Alarm- und Ausrückeordnung sowie der Fachbereichszuordnung entgegengewirkt.

Ist unter dem Stadtbrandinspektor Jens Bannert eine irgendwie geartete Konzentration der Feuerwehren angedacht?

Grundsätzlich müssen Feuerwehren wirksam und effizient aufgestellt sowie geographisch positioniert sein. Ferner muss der soziale Faktor berücksichtigt werden. Das heißt: Die zwischenmenschlichen Beziehungen müssen passen. Dies wird alle fünf Jahre durch ein unabhängiges Unternehmen in einem Bedarfs- und Entwicklungsplan festgehalten und bewertet. Jener wird durch die Stadtverordneten geprüft und verabschiedet. Meine Aufgabe ist es die daraus ergebenen Anpassungen mit voranzutreiben. Entscheidendes Kriterium ist dabei natürlich die gesetzliche Vorgabe. Und die fordert: Wir müssen innerhalb von zehn Minuten nach Alarmierung die Erkundung vor Ort abgeschlossen haben. Da bleibt nur ein gewisser Radius um ein Feuerwehrgerätehaus.