Presse-Mitteilung / Bürger-Information vom 01.04.2014
Schwebebeutel werden für den Feuerwehrdienst erprobt
Feuerwehr und Jugendfeuerwehr aus Bad Soden-Salmünster testen Prototypen
Ein erhebliches Unfallrisiko im Feuerwehr-Einsatz- und Übungsdienst waren nach unbestätigten Statistiken der Unfallkasse Hessen-Thüringen bisher die Feuerwehr-Leinenbeutel. Laut den Unfallberichten wurde zwar immer ordnungsgemäß gemäß der Feuerwehrdienstvorschrift (FwDV) „Achtung Leine!“ gerufen. Aber entweder war der Leinenbeutel dann bereits angekommen oder er verfehlte ganz einfach das Ziel und traf einen Feuerwehrmann. Das soll nun mit dem intelligenten Schwebebeutel ein Ende haben.
Fünfzehn Prototypen der Schwebebeutel „Sauß SB 5“ wurden nun der Feuerwehr Bad Soden-Salmünster exklusiv in Hessen zum Test in Übung und Einsatz ausgeliefert. Sieben davon gehen zu den Jugendfeuerwehren aus Bad Soden-Salmünster. „Das bot sich an, da die Kinder und Jugendlichen wöchentlich damit üben und auch aufgeschlossen für neue Technik sind und gerne ausprobieren. Gewiss kann ich hier auf ehrliche und unverblümte Meinungen bauen. Wenn das Schrott ist, werden die Kids das schon deutlich sagen.“, ist Stadtjugendfeuerwehrwart Frank Seidl überzeugt. Insgesamt koordiniert Markus Koch von der Bad Sodener Feuerwehr den gesamtstädtischen Testbetrieb. „Bad Soden ist mit seinen hohen Häusern ein idealer Ort, um die Schwebebeutel auszuprobieren.“, so Koch, der in Kürze einen Übungstag in Bad Soden-Salmünster organisieren will.
Der Schwebebeutel ist mit verschiedenen Funktionen ausgestattet, die eine gezielte Steuerung des Leinenbeutels ermöglichen. Die Leine ist 30 Meter lang und erfüllt die Feuerwehrnorm DIN 14920. Fast überflüssig ist es zu erwähnen, dass der Beutel fluoreszierend ist, das heißt dass er nachts und im Trüben leuchtet.
Als Zusatzausstattung gibt es unter anderem einen manuellen Bremszug, der die Zielüberschreitungsautomatik bei übermäßigem Schwung begleitet. Dafür wird es eine zweistündige praktische Einweisung zum sogenannten Brems-Zugführer geben.
Kritiker sagen, das sei unnötiger Schnickschnack. „Echte Feuerwehrmänner lernen das Zielen bereits beim Stehpinkeln.“, sagte ein ehemaliger Ortsbrandmeister, der aber nicht erwähnt werden möchte. Das System sei außerdem umständlich und viel zu langsam.
„Das ist ausgemachter Blödsinn“, verteidigt Technikchef Hanno Meister-Classé von der Firma Sauß AG aus Bad Windsheim seine Entwicklung: „Eine geübte Steuerhand schafft die gezielte Leinenschwebung bis zu doppelt so schnell als durchschnittliche Werfer.“ Spätestens der automatische Leineneinzug mit Selbsttrocknung werde zweifelnde Feuerwehrleute überzeugen, denn das Stopfen nasser Leinen ist nicht die beliebteste Arbeit.
Als Prototyp ist das Modell „SB 5“ mit integrierter Führungsleine (Führungshand) und Steuerhand im Test. Außerdem gebe es einen Sensor im Innenhandbereich des rechten Handschuhs. Ein Modell für den Linkshandbetrieb werde gegen Aufpreis gefertigt (Modell „SB 5L“). Das Schwebegewicht ist bislang auf 5 Kilogramm beschränkt, also ausreichend für einen normalen Leinenbeutel (2,5 kg). „Wir haben noch etwas Luft nach oben, z.B. wenn der Leinenbeutel nass und etwas schwerer sein sollte.“, bestätigt Meister-Classé.
Im Vortest sei außerdem gerade das Modell „SB 5²“, das sowohl mit integrierter Steuerhand als auch Landehand ausgestattet ist. Dieser solle aber erst nach erfolgreichem Test des Grund-Prototypen in den Praxistest gehen.
Als nächstes Projekt hat sich die Sauß-AG den Rettungsschwebebeutel „RSB 120“ für ein Gewicht bis zu 120 Kilogramm vorgenommen. Im Grunde sei der Schwebebeutel für Leinenbeutel nur der Vorreiter für die bahnbrechende Entwicklung der Rettungsschwebebeutel, die in einigen Bereichen die teuren Drehleitern ablösen könnte. Hier erreiche man momentan nur ein Höchstgewicht von 90 Kilogramm, was noch zu wenige Reserven bei der Rettung von Menschen aus Höhen beinhalte. Dazu werde Helium hochverdichtet und mit weiteren Zusätzen tragkräftiger gemacht. Die genaue Prozedur ist strenges Firmengeheimnis. Man habe auch aus der Hummel gelernt, die physikalisch eigentlich gar nicht fliegen könnte, es aber u.a. aufgrund eines bestimmten Hormons doch nachweislich kann. Mit einer Dose Katzenfutter könnte der Schwebebeutel unter Umständen sogar zur Tierrettung verwendet werden.
Der Schwebebeutel ist eine hochtechnisierte Weiterentwicklung des berüchtigten „Siemens Lufthakens“, der aufgrund funktionaler Anwendungsmängel nie in die Serienproduktion ging.
Bisher sind die Prototypen nur in wenigen Feuerwehren zum Test im Einsatz, Bad Soden-Salmünster gehört als einzige hessische Feuerwehr dazu.
Mehr Informationen zur Feuerwehr unter www.feuerwehr-bss.de.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Frank L. Seidl
Pressesprecher
Feuerwehr Bad Soden-Salmünster